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Macht die Ligareform die tipico Bundesliga attraktiver?

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Jetzt ist es also fix. Ab der Saison 2018/19 wird die Österreichische Bundesliga mit 12 Vereinen ablaufen. Im Frühjahr wird das Feld dann in zwei Mal sechs Teams geteilt. Aber ist es wirklich eine Reform zum Besseren?

Ausgelöst wurde die Ligareform offensichtlich durch Probleme in der zweiten Liga. Man kam, nicht zuletzt durch Konkurse und Lizenzverweigerungen auf der zweithöchsten Leistungsstufe, zur Erkenntnis, dass Österreich zu wenig Potenzial für 20 Profivereine aufweist. Also wurde die Idee geboren, die tipico Bundesliga aufzustocken und die Anforderungen in der Sky Go 1. Liga (oder wie die zweite Liga dann genannt werden wird) zu reduzieren. Aber was bringt die Reform, wenn man nur die tipico Bundesliga betrachtet?

Wird die Meisterschaft wirklich attraktiver?

Hm, nicht automatisch. Die sogenannten Spitzenteams spielen weiterhin vier Mal gegeneinander. Nur gegen die schwächeren 6 Teams wird nur mehr zwei Mal im Grunddurchgang gespielt. Stattdessen ist der Grunddurchgang um 2 Spiele (gegen vermeintlich schwächere Teams) länger. Das allein macht die Meisterschaft also nicht spannender.

Ob die Meisterschaft für das Publikum spannender wird, wenn im Frühjahr nur mehr jeweils Spitzenteams und Nachzügler gegeneinander spielen?  Wie gesagt. Sie spielen ja weiterhin gleich oft gegeneinander wie heute. Nur die Spiele gegen die „Schwächeren“ entfallen für die „Oberen“, während für die „Unteren“ die Top-Begegnungen gegen die Spitzenklubs wegfallen. Und da das nicht immer einen Sieg des Spitzenklubs bedeutet, würde es zunächst mal weniger „Sensationssiege“ kleinerer Vereine geben. Und sonst?

Vielleicht wird künstlich an der Attraktivität gedreht? Wenn die Mannschaften ihre Punkte aus dem Grunddurchgang verlieren und die Meisterschaft quasi bei Null beginnt, könnte es spannender werden. Aber wäre das auch sportlich fair und mit der Tradition im Fußball vereinbar? Man stelle sich vor, dass eine Mannschaft absteigt, die im Grunddurchgang 7. wurde, nur knapp die obere Hälfte verfehlte, im Frühjahr bei Null beginnen musste und dann halt eine Schwächephase hatte, aber nach Gesamtsaisonpunkten vielleicht 9. geworden und nicht abgestiegen wäre.

Umgekehrt wären auch keine Aufholjagden von Mannschaften mehr möglich, die im Frühjahr vielleicht einen Lauf bekommen, zumindest nicht auf Europa League-Ränge. Zu den internationalen Startplätzen würde also bereits im Grunddurchgang eine Vorentscheidung fallen. Die untere Hälfte ist auch ein riesiger Schwachpunkt der Reform. Provokant ausgedrückt spielen dann vielleicht nur mehr die ungeliebten „Dorfklubs“ untereinander um den Abstieg. Da wage ich zu behaupten, dass das nicht unbedingt ein Zuschauer-Magnet wird. Falls man nun anfängt, irgendwelche künstlichen Anreize zu schaffen, z.B. wenn der Sieger von unten gegen den 4. von oben dann ein Playoff um die Europa-League spielen sollte, dann steige ich komplett aus und frage mich, warum man das eigentlich alles macht….

Was ist das eigentliche Ziel der Reform?

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das eigentliche Ziel der Reform gar nicht kommuniziert wird. Es könnte aber auch sein, dass es gar kein Ziel gibt, sondern dass einfach ein Prozess in Gang gekommen ist, der eine Eigendynamik entwickelt hat und wo dann versucht wurde, die unterschiedlichsten Interessen unter einen Hut zu bringen (z.B. mehr Sicherheit vor einem Abstieg).

Versuchen wir dahinter zu kommen. Welche Gründe könnte es abseits sportlicher Gründe geben, das Ligaformat zu reformieren? Zum Beispiel:

  • die Attraktivität für Zuschauer im Stadion erhöhen,
  • die Attraktivität für Zuschauer im TV erhöhen,
  • die Attraktivität für Sponsoren erhöhen,
  • die Kosten zu reduzieren,
  • ???

Die Attraktivität für Zuschauer haben wir bereits besprochen. Da bestreite ich, dass das aktuell bekannte, zukünftige Format da viel bringen wird. Da würde ich mir zum Beispiel schon mehr von einer Ganzjahresmeisterschaft erwarten. Klar muss man den internationalen Spielplan beachten, aber bei Kälte sollen die Zuschauer ins Stadion, während zu wärmeren Zeiten nicht gespielt wird.

Für die Attraktivität für Zuschauer im Fernsehen wird das neue Ligaformat auch wenig bringen. Da könnten eine bessere Berichterstattung (wieder eine ordentliche Sendung mit Spielzusammenfassungen) sowie eventuell andere Beginnzeiten mehr bringen. Bei letzterem muss man anerkennen, dass wir in Konkurrenz stehen. Wenn ich die Wahl zwischen Sturm gegen Altach und zeitgleich Mainz gegen Augsburg (habe extra kein Top-Spiel genommen) habe, dann wähle ich die deutsche Partie. Ausser ich wäre Sturm-Fan. Also muss man ausweichen! Wo gibt’s also noch Lücken, wo man im TV keiner unüberwindbaren Konkurrenz ausgesetzt wäre? Ich kenne eine 😉 (wer einen Vorschlag hat schreibt einfach einen Kommentar!)

Bleibt die Attraktivität für Sponsoren. Nun ja. Da fehlt mir jede Phantasie, wie sich diese durch das neue Ligaformat verbessern könnte. Im Gegenteil. 4 Spiele weniger bedeuten weniger Reichweite für die Sponsoren. Und die Sponsoren der „Unteren“ werden sich überhaupt bedanken, wenn sie keine Spiele gegen Top-Klubs im Frühjahr haben, keine Live-Spiele im TV, etc.

Und die Kosten? Das könnte bei einigen ein verstecktes Ziel sein, wenn man davon ausgeht, dass manche Spieltage mangels Besuch defizitär sind…. Ich bin da aber ein anderer Typ. Ich würde immer daran denken, die Attraktivität für mehr Umsatz zu seigern. „Zu Tode gespart ist auch gestorben“.

Fazit

Vielleicht bin ich zu einfallslos. Vielleicht (wahrscheinlich) aber noch einfach nicht informiert. Jedenfalls fällt es mir schwer, der Änderung des Ligaformats (Achtung: an dieser Stelle spreche nicht nicht mehr von Reform) etwas Positives abzugewinnen. Einzeln betrachtet ergibt das neue Ligaformat relativ wenig Sinn. Die Attraktivität kann meines Erachtens nicht gesteigert werden. Mehreinnahmen können bei weniger Spielen normalerweise auch nicht erzielt werden. Also warum? Damit die Attraktivität der Liga zu erhöhen erscheint mir äußerst schwierig und unwahrscheinlich. Ich sehe eher die Gefahr, dass die Liga im Vergleich zur aktuellen 10er-Liga sogar weniger attraktiv wird. Lassen wir uns überraschen, war bis zum Start noch an „Details“ ausgetüftelt werden…

P.S. Und da fällt mir der Cup ein. Oje, noch eine Baustelle.

 


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